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NFTs - der Hype
Plötzlich kaufen Menschen anonym Kunst in Form von NFTs (Non-Fungible Tokens) auf "Marketplätzen" im Internet, die man - verglichen mit klassischen Galerien - kaum als Kunstbetrieb bezeichnen kann.
Und es geht nicht um ein paar Euros sondern um Millionen. Die "Nyan Cat" von Chris Torres z.B., ein Meme, das tausendfach kopiert vor 10 Jahren das Internet geflutet hat, wurde nun für knapp 600.000 Dollar als NFT (non-fungible token) verkauft.
Der Grafikdesigner Mike Winkelmann alias Beeple veröffentlicht seit 2007 jeden Tag ein neues Kunstwerk und unterhält damit auf Instagram 1,8 Millionen Follower. Im Dezember 2020 erzielte er bei Nifty Gateway, einem Marketplace für digitale Kunst, für 20 seiner Werke 3,5 Millionen Dollar. Die Collage Beeple "Everydays: The First 5000 Days" hat er aus diesen 5000 Fotos zu einem einzelnen JPEG mit 21060 X 21069 Pixeln Größe zusammengesetzt. Die einzelnen Kunstwerke kann sich zwar jeder kostenlos auf Tumblr anschauen - dennoch hat die Collage als NFT nach zweiwöchiger Versteigerung 69.346.250 Doller erbracht.
Was sind NFTs?
Die Abkürzung NFT steht für Non-Fungible Token und beschreibt einen Prozess, bei dem die Besitzverhältnisse eines "Objektes" eindeutig festgelegt werden und das "Objekt" ebenso eindeutig identifiziert wird. Das wird mit dem folgenden Beispiel etwas deutlicher: Wenn jemandem 10 € in Form einer entsprechenden Banknote geliehen werden, so wird nicht erwartet, denselben Schein wieder zurückzuerhalten. Zur Begleichung der Schuld könnten auch ein anderer 10€-Schein oder auch fünf 2€-Münzen o.ä. benutzt werden. In so einem Fall spricht man von FT bzw. Fungible Token. Leiht man jemandem für eine Abendveranstaltung wertvollen Schmuck, so erwartet man allerdings, genau diesen zurückzuerhalten. Vielleicht schließt man über die Verleihung auch einen Vertrag ab, in dem die Parteien benannt und der Gegenstand genau beschrieben wird. Jetzt wird der Schmuck zum NFT, zu einem Non-Fungible Token, das nicht-austauschbar ist. In der digitalen Welt sieht es ähnlich aus, aber was erhalte ich eigentlich, wenn ich das NFT eines virtuellen Objektes ersteigere oder kaufe? Technisch gesehen wird zwischen einem Anbieter und einem Käufer ein Vertrag über ein digital verfügbares Objekt abgeschlossen, der in einer Blockchain unverfälschbar besiegelt wird. Damit wären zwar die Besitz- aber nicht unbedingt die Eigentumsrechte festgelegt.
So erklärt das nicht die "Beeple Mania" den NFT-Run, der mittlerweile zu immer neuen Marktplätzen für digitale Produkte oder Kombinationen aus digitalen- und realen Produkten führt, auf denen man NFTs direkt erstehen oder ersteigern kann. Für Juni 2021 hat z.B. Binance, eine der größten Kryptobörsen, angekündigt, einen eigenen Marktplatz für NFTs anzubieten. Und auch der Energiekonsum für das Erstellen eines NFTs ist beachtlich, berücksichtigt man die elektrische Energie, die zum Minen von Blockchains der ersten Generation wie Bitcoin oder Ethereum 1.0 benötigt wird. Doch spätestens mit der Einführung von Ethereum 2.0 im Jahr 2022, wird sich dieses Gegenargument erheblich abschwächen, da dann das aktuell notwendige Mining (Proof of Work, POW) durch den bedeutend sparsameren Prozess Proof of Stake (POS) abgelöst werden wird. Modernere Blockchains wie z.B. Cardano (nur POS) haben bereits in diesem Jahr Marktplätze für NFTs eingeführt.
Doch um den Trend zu NFTs etwas besser zu verstehen, betrachten wir daher hier ein paar der positiven Effekte, die Käufer wie Verkäufer in die NFT-Welt führen.
Käufer:
Das Konstrukt "NFT" bedient vor allem den Wunsch, der alleinige und unanfechtbare Besitzer eines digitalen Produktes zu sein, das vielleicht schon tausendfach kopiert und raubkopiert wurde (und ggf. noch werden wird). Dem Besitzer des NFTs können vergangene und künftige Vervielfältigungs- Veränderungs- und Raubprozesse "seines" digitalen Objektes nun gleichgültig sein, denn das NFT ist einzigartig und läßt sich nicht mehr verändern oder fälschen. Allerdings sollte man sich als Käufer darüber im Klaren sein, dass in der Regel weder Urheberrechte, Markenzeichen, Copyright oder das "alleinige" Eigentum übertragen wird. Allerdings werden auf Marktplätzen auch Varianten angeboten, die z.B. das Copyright ein- bzw. ausschließen.
Verkäufer:
Ist der Anbieter des NFTs der Künstler selber und kein Wiederverkäufer, so kann die Umwandlung eines "digitalen Objektes" in ein NFT die Sorge vor Raubkopien reduzieren. NFTs darf man allerdings nicht mit einem modernen Kopierschutz verwechseln, doch gibt es nach dem "Minten" z.B. eines digitalen Fotos in einer Blockchain nun eine eindeutige Zuordnung zwischen dem digitalen Foto und dem NFT. Zwar wird nicht das Foto selber in der Blockchain abgelegt aber z.B. wird der Ort, wo es downloadbar ist, auf dem Marktplatz angegeben. Um das Objekt eindeutig identifizieren zu können, bietet es sich an, den Hashwert des zur NFT-Produktion vorgesehenen Fotos zu erstellen, aus dem dieses wieder eindeutig reproduzierbar ist, um nachträgliche Veränderungen des eigentlichen NFT-Objektes vollständig zu verhindern.
Wie wird nun ein NFT aus einem digitalen Foto erstellt?
Eine elegante Möglichkeit, um ein digitales Foto eineindeutig zu kennzeichnen, bietet das IPFS, das Inter Planetary File System. Das IPFS hat sich u.a. zum Ziel gesetzt, die aktuellen Internetstandards abzulösen. So liegen meine in diesem Beitrag gezeigten Beispielfotos als kryptografische Hashwerte vor, die über ihre IPFS-Adresse abrufbar sind. Damit sind zwei Vorteile verbunden wie zum einen die Eindeutigkeit. Generiert man aus dem Hashwert das digitale Foto, so hat sich bei dem Ergebnis kein Pixel gegenüber dem ursprünglichen digitalen Foto verändert. Zum anderen nutzt das IPFS eine Verteilstruktur namens Merkle Trees bzw. IPFS DAGs, so dass ein einmal auf vielen Servern weltweit und parallel gespeicherter Hashwert immer wieder reproduziert werden kann. Es kann nicht verschwinden wie ggf. ein digitales Foto, das im derzeitigen Internet, Web 2.0, nur auf einem einzigen Server gespeichert vorliegt und verloren ist, falls dieser ausfällt.
Auch lassen sich Websites im IPFS, dem Web 3.0, erstellen. Das Fotoarchiv Tenckhoff läßt sich bereits unter diesem Link im IPFS erreichen: https://gateway.ipfs.io/ipns/k51qzi5uqu5dlswaf2027yocsm85og9k8160ma99ziejaemu76ea85m1ouh26u/
Dabei liefert das IPNS die bekannte DNS -Funktionalität des Web 2.0 für das IPFS. So lassen sich IPFS-Websites immer unter derselben Adresse erreichen, selbst wenn Änderungen an diesen Seiten Notwendig geworden sind.
Während des Erstellungsprozesses eines NFTs auf einem Marktplatz kann man nun verschiedene Auswahlmöglichkeiten treffen.
- Will man sein NFT versteigern oder zu einem festen Preis anbieten?
- Wieviele Kopien eines Digitalen Bildes will man anbieten?
- Wie hoch soll der Preis sein?
- Wieviel - in Prozent - erwartet man bei einem Wiederverkauf eines einmal verkauften NFTs?
Für diesen Beitrag habe ich 9 digitale Bilder produziert, deren Grundlage ein digitales Foto von drei Königspinguinen bildet, das ich auf den Falklandinseln aufgenommen habe. Die drei Pinguine kamen ins Photoshop-Labor und verließen es neunmal in verschiedenen Farbkombinationen.
Von den neun Fotos wurden auf einem Raspberry PI mit installiertem IPFS-Client jeweils kryptographische Haswerte erzeugt. Das funktioniert allerdings auch über Services wie Pinata direkt und einfacher.
Die Einzelaufnahmen liegen nun unter folgenden Hashwerten im IPFS abgespeichert vor:
File | IPFS Adresse | NFT |
---|---|---|
JPEG 1 | https://ipfs.io/ipfs/QmZdBRZn2fwCuRyKV4JEsr67NJf714e1XxS8YznoYGgCry | NFT 1 |
JPEG 2 | https://ipfs.io/ipfs/QmYTeE8NwzZTxKz4KUQp3ohcdniGFWg4uQWeEcrzkCX7ir | NFT 2 |
JPEG 3 | https://ipfs.io/ipfs/QmNNiC86AVveqmWucRicyi6RdTh94TH3TgK236SyzFH5at | NFT 3 |
JPEG 4 | https://ipfs.io/ipfs/QmSbuAK4azFQLk3GHwiZom1iFnTYX74SkJaUcYe3xi3VGF | NFT 4 |
JPEG 5 | https://ipfs.io/ipfs/QmS68HnKRt5CAmBqBXvJTGeW9RSBDpUQ9saHZDwwmh4RYy | NFT 5 |
JPEG 6 | https://ipfs.io/ipfs/QmV9Kjwxut6hZMxEM6W9dTNUALZCt32kvhogiLDyF238fY | NFT 6 |
JPEG 7 | https://ipfs.io/ipfs/QmUQDU7BfMihU4ANkMziqehxzyYhsrF3hqRaLXepq2c3Uq | NFT 7 |
JPEG 8 | https://ipfs.io/ipfs/Qma6ag94ZyTdEt98Nt4z9CfdFdtJHLe8PW4EXMKVQfsoQi | NFT 8 |
JPEG 9 | https://ipfs.io/ipfs/QmYKU9iKLfhxMh2bcCiVrdb594WDapLMtA1hVBJzw7MbxH | NFT 9 |
Eine Gesamtsicht aller Hashwerte sieht man hier:
https://ipfs.io/ipfs/Qmf5RMNxygck4ccL3E175hQeaEYAPEXHQ9gWeDaLSNL8S8
Nach diesem kryptografischen Bearbeitungsschritt wurden die entsprechenden NFTs auf dem Internet-NFT-Marktplatz Rarible produziert und man kann sie nun hier in meinem Portfolio auf dem NFT-Marktplatz Rarible sehen und einzeln oder zusammen in einer Auflage von jeweils 10 Exemplaren erwerben. Die Produktionskosten schwanken je nach aktuellen Ethereum-Gebühren (sogenanntes GAS) und Ethereum-Kurs. Sie betrugen bei diesen Beispiel-NFTs umgerechnet jeweils zwischen 15 € und 40 € (Stand 01.05.2021). Man benötigt dazu einen account bei Rarible, der direkt mit einem Wallet verknüpft wird. Ein geeignetes Wallet wie z.B. Metamask ist als Browser-Erweiterung z.B. für Firefox verfügbar. In diesem Wallet liegt die notwendige Kryptowährung, hier Ethereum, vor. Rarible bietet auch ein Verfahren an, die Authentizität des Anbieters zu überprüfen. Hat man dieses erfolgreich durchlaufen, wird dies in dem zugehörigen account bestätigt.
Hier geht es nun zu meiner "Pinguin-Kollektion auf Rarible". Ob sich Versteigerungen anbieten, sollte man von seinem Bekanntheitsgrad und - vor allem - von den Followern des jeweiligen Marktplatzes bzw. der Anzahl und Orientierung seiner eigenen Follower (falls vorhanden) abhängig machen.
Für diejenigen, die einmal die Erstellung eines NFTs ausprobieren wollen, ohne das Kosten auftreten, bietet sich der Marktplatz mintable an.) Hier kann man in der "Gasless"-Kollektion sein NFT einstellen, ohne das sofort NFT-Erzeugungsgebühren anfallen. Die Kosten entstehen erst bei einem erfolgreichen Verkauf, so dass sie sinnvoller Weise im Produktpreis enthalten sein sollten. (Ergänzung November 2021: auch auf Rarible kann man nun "gasless" minten).
Mein erster Test einer NFT-Produktion auf Mintable kann hier angeschaut werden: Pinguine auf Mintable
State of the Art: Moderne Blockchains z.B. von Cardano und Solana präsentieren sich zunehmend als ernstzunehmende Konkurrenz für Ethereum. Sie nutzen zur Verifizierung von Transaktionen bzw. zum Minten von NFT nicht mehr das von Bitcoin bekannte und häufig kritisierte MIning-Verfahren Proof-of-Work (PoW) sondern setzen auf die wesentlich energiesparenderen Verfahren Proof-of-Stake (PoS) und Proof-of-History (PoH). Bei diesen wird deutlich weniger elektrische Energie benötigt, so dass der ökologische Fußabdruck bedeutend günstiger bewertet werden kann. Die Cardano-Blockchain basiert zudem auf aktuellen wissenschaftlichen Verfahren. Die Währung auf der Cardano-Blockchain heißt ADA (nach der Mathematikerin Ada Lovelace) und kann bei vielen Handelsplätzen oder auch Banken gegen z.B. € oder US-$ erworben werden.
Die weltweite Kryptocommunity wächst kontinuierlich und insbesondere die Jüngeren haben wenig Probleme, sich in der komplexen Welt der Blockchains, Wallets, NFTs etc. zu bewegen. So wundert es nicht, dass der Großteil derjenigen, die NFTs besitzen und kaufen zu den Jahrgängen 1981 und später gehören. Ein guter Grund für "Ältere" über NFTs einen vergleichsweise einfachen und strukturierten Zugang zu dieser eher komplizierten digitalen Welt zu finden.
Wenn Sie Ihre Kryptowährungen schützen wollen, sollten Sie zunächst ein sicheres Hardware-Wallet z.B. von Ledger oder Trezor in Erwägung ziehen.